Vollblut

Dicht geklammert auf rauschende Rücken,
nieder auf die spritzende Mähne sich bücken,
Baden in heißen Fontänen der Nüstern,
nach ihren heißesten Strömen lüstern,
drunten Gewölk und Gewitter der Hufe,
hinten unmächtig zerflatternde Rufe,
flehende winde, zerrissene Stille,
vor mir die weitem in mir der Wille -
Himmel, was soll mir dein Sonnenwagen,
Solange noch über die ewige Erde
heißblütige Pferde 
mich und mein wogendes Herz tragen.

(Rudolf G. Binding)


Das Auge des Pferdes
sei Spiegel der Seele
es zeige genau
was dem Vierbeiner fehle
behaupten die Klugen
die müssen es wissen
sie forschen ja schließlich
studieren verbissen.
Jedoch: Diese These
ist autodidaktisch;
denn unsere Augen
fungieren sehr praktisch:
Wir sehen im ganzen,
was immer geschieht,
was hinten, was unten,
von vorne uns blüht.
Wir haben global
dieses Weltall im Blick.
Und ihr, arme Menschheit.
Ihr seht nur ein Stück. 

(Ria Fehlau)


Junge Pferde

Wer die blühenden Wiesen kennt
Und die hintergetragene Herde,
Die, das maul am winde, rennt:
Junge Pferde! Junge Pferde!

Über Gräben, Gräserstoppel
Und entlang den Rotdornhecken
Weht der Trag der scheuen Koppel,
Füchse, Braune, Schimmel, Schecken!

Junge Sommermonaten zogen
Weis davon, sie wieherten.
Wolken warf den Blitz, die flogen
Voll von Angst hin, galoppieren.

Selten graue Nüstern wittern,
Und dann nähern sie und nicken,
Ihre Augenscheines zittern
In den engen Menschenblicken.

(Paul Boldt)